Die zirkuläre Stadt.
Stell Dir ein Berlin vor, in dem nichts verschwendet wird.
Eine Stadt, in der Ressourcen im Kreislauf bleiben und sinnloser Verbrauch der Vergangenheit angehört.
Was unser Müll über uns verrät.
"Man kann aus dem Müll viel über die Verursacher lernen und lesen, wie eine Gesellschaft tickt. Die Gesellschaft tickt vor allem schnell, ein bisschen zu schnell. ... Wir haben viel zu viel Einwegprodukte und Produkte mit kurzen Lebenszyklen", sagt Bernd Draser, Experte für nachhaltiges Design. Er empfiehlt mehr Wertschätzung für das, was wir verbrauchen – für die Ressourcen und Rohstoffe, die wir dem Planeten entziehen und in Produkte umwandeln.
Das bedeutet auch, dass wir mehr langlebige Produkte brauchen, die nicht so schnell kaputt gehen und idealerweise von mehreren Menschen benutzt, ausgeliehen, weitergegeben, repariert oder umgenutzt wiederverwendet werden. Zirkuläre Produkte sind so gestaltet, dass ihre Bestandteile immer wieder in den Produktionszyklus integriert werden können und daraus müllfrei neue Produkte entstehen (Kreislaufwirtschaft). Biobasierte Materialien können am Ende ihres Lebenszyklus in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückgeführt werden. Diese Verfahren sind vom Recycling zu unterscheiden. Recycelte Produkte oder Materialien (z.B. Glas) werden nach dem Gebrauch zerstört, um ein neues Material oder Produkt herzustellen. Ein Produkt weiter zu benutzen, ist daher ökologisch am nachhaltigsten, weil keine Energie und weitere Stoffe für ein neues Produkt aufgewendet werden müssen.
Die 5 vorgestellten Strategien (s.u.) sollten also zuerst ausgeschöpft werden,
bevor Recycling zum Einsatz kommt.
Die Zero-Waste-Agentur will Berlin zur Kreislaufstadt /
zur Null-Verschwendungs-Hauptstadt machen.
Zero Waste heißt Null Verschwendung. Denn wenn wir weniger verschwenden, schonen wir Ressourcen – also Materialien, die wir unserem Planeten entnehmen. Wie das geht?
5 Zero-Waste-Strategien als Ansätze zur Abfallvermeidung:
- Refuse – sag Ja zu Mehrweg !
- Rethink – Leihen, Leasen und Tauschen !
- Reduce – Weniger konsumieren/neu kaufen durch qualitätvolle, langlebige Produkte !
- Reuse – Gib Dingen ein zweites Leben !
- Repair – Kaputtes wiederbeleben !
(alle Grafiken: © Zero-Waste-Agentur)
Die Zero-Waste-Agentur bietet Beratung an und stellt weitere Informationen bereit, zB. Adressen zum Leihen, Tauschen, Reparieren, nachhaltigem Einkauf und Bildungsangebote der Berliner Bezirke.
Du verleihst mehrere Dinge auch an Nachbarn?
Schöne Briefkasten-Aufkleber der Zero-Waste-Agentur zum Ausdrucken (s.o.).
Müllvermeidung im Kiez:
BSR-Kieztag mit kreativem Wintermarkt
gemeinsamer Aktionstag von BSR, Futur:ista und Mehrwertvoll e.V.
am 30. November, 8.00 bis 13.00 Uhr
Wo? Vor der Rundkirche im Wolfring, 12101 Berlin Tempelhof
Zirkuläres Bauen: Großer Hebel für die Nachhaltigkeitsziele
Einen besonders hohen Anteil am Abfallaufkommen, am Ressourcenverbrauch (Rohstoffe) und an den CO2-Emissionen hat das Bauwesen.
Der Anteil des Bau-und Gebäudesektors am Gesamtaufkommen der Abfälle in Deutschland beträgt 55 %, zudem werden in dieser Branche 90 % aller Rohstoffe verbraucht und 40 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland produziert (s. Grafik unten).
Veränderungen im Bauwesen bieten daher einen großen Hebel für das Wirtschaften in planetaren Grenzen und das Erreichen der deutschen Nachhaltigkeitsziele. (Foto: Antje Bruno; Grafik: Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Baukulturbericht 2022/23)
Auch im Bauwesen findet ein langsames Umdenken statt
Aus Bauabfällen werden neue Baustoffe
Bauen ist ein sehr komplexer Prozess. Bevor zirkuläres Bauen überall stattfinden kann, müssen noch viele Veränderungen auf allen Ebenen stattfinden. Planung, Bauwirtschaft und Baurecht
bedürfen einer grundlegenden Neuausrichtung, damit kreislauffähiges Bauen aus der
Experimentiernische herauskommt.
In Gebäuden sind enorme Mengen wertvoller Rohstoffe und Energie – die im Bauwerk gebundene, verbaute, sogenannte "graue" Energie – gespeichert. Diese Energie geht beim Abriss verloren, die verbauten Materialien werden in der Regel zu Müll. Auch im Bauwesen und der Gebäudenutzung hat sich eine Wegwerfmentalität herausgebildet. Es ist billiger abzureißen und neu zu bauen, als zu erhalten, umzunutzen oder umzubauen. Dadurch werden unvorstellbare Mengen an Energie und Rohstoffen verbraucht und entsprechende Mengen an Treibhausgasen ausgestoßen. Das ist nicht nur Raubbau an unseren planetaren Lebensgrundlagen und zerstörerische Materialverschwendung, es gehen auch baukulturelle Verluste damit einher. Denn leider werden auch erhaltenswerte, identitätsstiftende Gebäude und baukulturell schützenswerte Architekturen aus ökonomischen Gründen abgerissen, die weder baukonstruktiv oder statisch noch im Hinblick auf Nutzungsmöglichkeiten defizitär sind.
Wir brauchen also auch im Bauwesen ein anderes Mindset und zirkuläre Ansätze. Denn alles, was wieder verwendet wird, spart Ressourcen (Rohstoffe), (Produktions-)Energie und damit CO2. Aber das Bauen ist komplex. Leider wird nicht nur immer noch viel zu häufig abgerissen (statt umgebaut), viele Abrissmaterialien landen zudem als Sondermüll auf der Deponie. Denn, so wie in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gebaut wurde, können viele Baumaterialien nicht wieder verwendet werden. Die meisten Bauteile sind mit anderen verklebt, verpresst, oder eingeschäumt, darüber hinaus oft voll mit Chemikalien, so dass sie nicht schadenfrei voneinander getrennt und wieder eingebaut werden können.
Pioniere in der Baubranche treiben den Wandel voran.
Besonders in älteren Gebäuden werden schon (einige) Materialien ausgebaut, geprüft und wieder verwendet. Dafür bedarf eines kontrollierten Rückbauprozesses, was noch sehr aufwändig und teuer ist und deshalb bisher noch kaum praktiziert wird.
Die ausgebauten Bauteile werden in Bauteilbörsen, quasi Second Hand-Läden der Baubranche, online angeboten. Auch einzelne Türen, Leuchten oder ähnliche Einzelelemente können erworben werden. Die nachhaltigste Strategie im Sinne eines Kreislaufansatzes ist jedoch das Bauen mit Naturbaustoffen wie Holz, Lehm und Stroh u.ä., die als Naturprodukte nach Verwendungsende wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können.
Anerkannte online - Bauteilbörsen:
Concular: Einzelne Bauteile und ganze Rückbauprojekte mit Inventar und Möbeln
Bauteil-Netz Berlin-Brandenburg: hier gibt es sogar einzelne Ziegel im Angebot
Zirkuläres Bauen in der Praxis:
K 118 in Winterthur: Pionierprojekt des zirkulären Bauens
People’s Pavilion in Eindhoven: Haushalts-PVC-Abfälle wurden zu Fassadenelementen
Thema vertiefen:
mehr zur Umbaukultur und über den langen Weg des Umsteuerns zu mehr Nachhaltigkeit beim Bauen